
Was ist „New Work“?
Die Arbeit in unserer technologisierten, digitalen und globalen Welt verändert sich. Es gibt neue Raumkonzepte, neue Organisationsstrukturen, neues Führen, neue Modelle der Zusammenarbeit und vieles mehr. Der Überbegriff, wenn es um all diese Veränderungen geht, ist New Work.
Doch es geht nicht nur um neue Arbeitsformen. Im Kern geht es um Arbeit, die die Menschen als sinnvoll und erfüllend erleben. Wo der „purpose“ stimmt.
Als Begründer der New Work-Bewegung gilt der österreichisch-amerikanische Sozialphilosoph Frithjof Bergmann. Er beobachtete schon in den 1970er Jahren, dass immer mehr Menschen Sinnhaftigkeit und Leidenschaft in ihrer Arbeit vermissen. Daraufhin begann er, nach dem „wirklichen Wollen“ in der Arbeit zu fragen – eine Frage, die heute aktueller ist denn je.
Was wir heute wollen und brauchen, sind sinnorientierte Unternehmenskulturen, die die Menschen in den Mittelpunkt stellen. Das ist zukunftsfähig und im Ergebnis wertschöpfend. Es geht darum, in kleinen Schritten eine veränderte Denkweise anzuregen und das Arbeiten menschen- und lebensfreundlich zu gestalten.
New Work umfasst fünf Aspekte:
- Der Mensch im Mittelpunkt
- New Work Leadership und Collaboration
- Agile Organisationsformen
- New Space: Activity based working
- Gesellschaftliche Verantwortung
Der Mensch steht im Mittelpunkt bedeutet, dass die Arbeit menschenfreundlich gestaltet ist. Flexibles Denken wird gefördert, Routinetätigkeiten werden laufend kritisch hinterfragt. Lernen und Weiterentwicklung werden als wichtig erachtet. Wissen wird aktiv geteilt, Kreativität unterstützt. Außerdem wird transparent kommuniziert, und mit der Gesundheit der Menschen wird achtsam umgegangen.
New Work Leadership und Collaboration bedeuten, dass gemeinsam an Visionen gearbeitet wird. Commitment, Selbstverantwortung und Selbstorganisation werden aktiv gefördert und unterstützt. Die Unternehmensstrukturen bleiben veränderbar und verhärten nicht. Übergreifendes Denken und Handeln gilt als willkommen. Gemeinsam wird aktiv an einer Unternehmenskultur gearbeitet, in der Leistung und Menschlichkeit kein Widerspruch sind. Außerdem setzt man sich bewusst mit Diversity auseinander.
Agile Organisationformen beschreiben Strukturen, die sich an rasch wandelnde Situationen flexibel anpassen können. Das gilt für die Aufbaustrukturen der Organisation genauso wie für seine Abläufe. Regelmäßig werden Chancen, Potentiale und Risiken überprüft und das eigene Handeln in kleinen Schritten darauf ausgerichtet. Außerdem wird darauf geachtet, dass die Erfahrungen aller Mitarbeiter*innen unmittelbar in die Praxis einfließen können.
New Space: Activity based working bedeutet, Raumkonzepte so flexibel zu halten, dass sie für die neuen Formen der Zusammenarbeit immer wieder änderbar sind. Dazu gehört auch Mobile Working, damit die verschiedenen Orte der Arbeit flexibel integriert werden können.
Gesellschaftliche Verantwortung bedeutet, dass der ökonomische Gewinn des Unternehmens durch ökologische und soziale Überlegungen ergänzt wird. Es geht um Ressourcenschonung, kurze Transportwege, nachhaltige Nutzung von Materialien und Büros. Und es geht um den Beitrag der Organisation zu einer menschenfreundlicheren Gesellschaft.
Was ist New Work nicht?
Bei New Work geht es nicht darum, einzelne „nette“ Maßnahmen im Unternehmen zu etablieren, auch wenn grundsätzlich nichts dagegen zu sagen ist. Tischfussball, Gratisobst und das Etablieren einer Du-Kultur mögen für sich genommen angenehm sein, sie kreieren allerdings noch kein New Work. New Work wird dann etabliert, wenn die Arbeit selbst den Menschen Freude macht. Wenn sie Leidenschaft in und an der Arbeit bewirkt und verstärkt.
Was ist bei einer Einführung zu beachten?
New Work muss nicht mit einem „Big Bang“ eingeführt werden. Schon mit kleinen Veränderungen und Experimenten können neue Impulse für modernes und sinnerfüllteres Arbeiten geschaffen werden. Wichtig dabei ist:
- Das Top Management muss vom Mindset und den Werten von New Work überzeugt und offen für einen Kulturwandel sein.
- Die Fokussierung auf die Menschen und auf den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens müssen Hand in Hand gehen.
- Ohne bewusstes Change Management ist die Einführung von New Work nicht möglich.
- Vorbildwirkung und Eigenverantwortung sind zentrale Stellgrößen, wenn man auf New Work umstellen will. Jeder Einzelne im Unternehmen sollte beginnen, umweltbewusst zu handeln und nachhaltige Konzepte entwickeln.
Welche Grenzen hat New Work, welche Gefahren gibt es?
- New Work funktioniert nur, wenn die Gesundheit der Menschen nachhaltig gefördert wird. Wenn das nicht der Fall ist, kann das Verwischen von Arbeit und Privatleben zur (Selbst-) Ausbeutung Einzelner oder Vieler führen. Besonders riskant ist das bei jungen Talenten, die sehr begeisterungsfähig sind und viel Energie haben.
- Viele Menschen sind es nicht gewohnt, sich selbst zu organisieren. Eine abrupte Umstellung auf Selbstorganisation kann zu Chaos führen. Hier hilft frühzeitige Schulung.
- Manchmal wird New Work als Täuschungsmanöver für das Einsparen von Kosten verwendet. Solche Vorgangsweisen schaden New Work. Sobald die Mitarbeiter*innen die wahren Absichten durchschauen, verweigern sie die Zusammenarbeit. Damit ist das Thema im Unternehmen verbrannt.
Mehr zu New Work
Mit unserer Online-Programm „New Work Leadership“ haben wir ein völlig neues Format entworfen, das im Herbst startet. Beschäftigen Sie sich in diesem kompakten Lehrgang mit all den genannte. Themen. Hier finden Sie detaillierte Informationen zum Programm:
–
–
Zum Weiterlesen
Frithjof Bergmann: Neue Arbeit, neue Kultur, 2017
D. Brommer u.a.: Faszination New Work: 50 Impulse für die neue Arbeitswelt, 2019
S. Sinek, Frag immer erst Warum. Wie Top-Firmen und Führungskräfte zum Erfolg motivieren, 2014
–
Vielen Dank an Daniela Ottacher, Hansjörg Zahradnik und Christopher Rettenbacher für Ihre Ideen zu diesem Blogbeitrag!
Autor: Martin Carmann
Martin Carmann ist der Gründer von CARMANN. Ihm ist es wichtig, anstehende Themen sehr rasch und im Kern zu erkennen, verständlich auf den Punkt zu bringen und klar anzusprechen. Aus vielen seiner Begegnungen mit Kunden entsteht eine intensive und langjährige Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Er teilt sein Wissen freigiebig und vorbehaltlos, die Unterstützung der Unternehmen „von innen heraus“ ist sein Credo.